Welche Altersvorsorge ist die richtige?
Damit die Rente reicht, bedarf es heutzutage frühzeitiger privater Altersvorsorge. Was Sie je nach Ihrer Situation bei der Finanzplanung beachten sollten
Wunschvorstellung: Wohlstand im Alter ist für Berufstätige keine Selbstverständlichkeit
"Die Deutschen sind viel zu nachlässig beim Thema Altersvorsorge", beklagt Merten Larisch, Rentenexperte bei der Verbraucherzentrale Bayern. Den Hauptgrund dafür sieht er in der mangelhaften Finanzbildung.
Verschiedene Studien haben in den vergangenen Jahren gezeigt, dass die Deutschen zu den Schlusslichtern in Europa zählen, wenn es um finanzielle Angelegenheiten wie Vermögensaufbau und Altersvorsorge geht. Doch gerade bei der Rente könnte das verhängnisvoll werden. Denn die gesetzliche Rente alleine decke den Bedarf für die Zeit nach dem Berufsleben schon lange nicht mehr. Dass eine zusätzliche finanzielle Vorsorge notwendig ist, um den Lebensstandard auch dann zu sichern, sagen Finanzexperten seit Jahren.
Das Rentenniveau wird weiter sinken
Und trotzdem beschäftigen sich viele Deutsche erst im Alter zwischen 40 und 50 Jahren verstärkt mit ihrer Zukunft, sagt auch Verbraucherberater Larisch. Früher sei die gesetzliche Rentenversicherung in Deutschland sehr stark gewesen und habe einen großen Teil des letzten Einkommens ersetzt. Das habe viele Menschen in Sicherheit gewiegt.
Doch das Rentenniveau, einst bei 60 Prozent, wird 2030 bei unter 45 Prozent liegen. Schlussendlich bedeutet das für etliche Deutsche, dass zwischen Renteneinnahmen und Lebenshaltungskosten eine enorme Lücke klaffen wird. Wer nicht vorgesorgt hat, wird seinen gewohnten Lebensstandard nicht halten können; manche werden gar in die Altersarmut abrutschen.
Aktiensparpläne nutzen
Umso wichtiger ist es, sich möglichst früh um die Vorsorge zu kümmern. Doch der Markt ist für Laien recht unübersichtlich: Manche Angebote sind steuerbegünstigt, andere werden durch Zulagen vom Staat unterstützt, andere verursachen vor allem hohe Kosten, werfen aber kaum Rendite ab. Zu Letzteren zählen Kapitallebensversicherungen und manche private Rentenversicherungen. "Das waren vergleichsweise unrentable Produkte, auch wenn sie massenhaft verkauft wurden", warnt Verbraucherberater Larisch.
Stattdessen empfiehlt er in erster Linie Aktien-Indexfonds- (ETF-) und verzinste Banksparpläne. Diese Aktien-ETFs gelten heutzutage als Nonplusultra der Altersvorsorge, weil sie bei überschaubarem Risiko vergleichsweise hohe Renditen abwerfen – ganz besonders dann, wenn sie langfristig bespart werden. Je nach Höhe staatlicher Förderungen können auch die Riester-Rente und betriebliche Entgeltumwandlung interessant sein.
Altersvorsorge individuell zugeschnitten
25 Jahre, Uni-Absolventin
Wer jetzt mit dem Sparen beginnt, kann bereits mit kleinen Beträgen seine künftige Rente ordentlich aufbessern. Zunächst gilt es aber, die existenziellen Risiken abzusichern: Eine gute Berufsunfähigkeits- sowie eine Privathaftpflichtversicherung sind ein Muss. Unvorhergesehene Ausgaben lassen sich mit einem Notgroschen auf einem Tagesgeldkonto leichter stemmen.
Als erste Grundsteine für die Altersvorsorge eignen sich Aktien-Indexfonds (ETF) oder Banksparpläne. Dort können auch die vermögenswirksamen Leistungen des Arbeitgebers landen. Eine Option ist die Entgeltumwandlung: Ein Teil des Lohns wird vom Chef direkt in eine Altersvorsorge einbezahlt. Das lohnt sich, wenn er mindestens 20 Prozent dazuzahlt.
35 Jahre, junge Familie
"Bei Familien ist ein Versicherungsschutz gegen die finanziellen Folgen von Haftpflicht, Berufsunfähigkeit, bei Todesfällen und Kinderinvalidität wichtig", sagt Merten Larisch. Spätestens jetzt sollten die Weichen für die Altersvorsorge gestellt werden.
Auch hier gilt: Arbeitnehmer besprechen mit ihrem Chef eine mögliche Entgeltumwandlung sowie die Einzahlung der vermögenswirksamen Leistungen in einen geeigneten Sparplan.
Eine freiwillige Mehrzahlung in die gesetzliche Rente ist eine mögliche Option, aber nicht immer die beste Wahl, vor allem weil sie später nicht vererbbar ist. Besser eignen sich auch hier Aktienfonds- und Banksparpläne.
Vor allem Familien können von Riester-Produkten profitieren, weil der Staat jährlich Zulagen in Höhe von 175 Euro sowie 300 Euro für jedes Kind beisteuert. Voraussetzung: Der Arbeitnehmer zahlt mindestens 4 Prozent seines Vorjahres-Bruttoeinkommens abzüglich der Zulagen ein. Auch für kinderlose Geringverdiener eignet sich "Riester" möglicherweise. "Viele wissen nicht, dass Riestern mit Bank- und Fondssparplänen möglich ist", so Expertin Boss. Das sei die bessere Alternative.
50 Jahre, mitten im Leben
Große Lücken lassen sich nach einem längeren Berufsleben meist nicht mehr stopfen. Aber auch jetzt sind Sparpläne noch eine geeignete Option, um zumindest ein wenig Geld fürs Alter zurückzulegen. Existieren vielleicht noch unrentable Altverträge? Lassen Sie die Policen von Experten überprüfen. Die Beiträge können dann vielleicht besser in geeignete Vorsorgepläne investiert werden.
Und letztendlich ist es nie zu spät, auch beim Arbeitgeber nochmals nach einer Entgeltumwandlung zu fragen.
Ältere Menschen, vor allem Selbstständige, mit sehr hohem zu versteuerndem Einkommen können wegen Steuervorteilen von Rürup-Rentenprodukten profitieren. Bianca Boss: "Viele freuen sich über Steuerersparnisse. Dennoch muss man auch die Nachteile betrachten." So raten Experten in den meisten anderen Fällen von solchen Produkten strikt ab. Eine Ausnahme bilden aber beispielsweise Menschen, die von Hartz IV bedroht sind und ihr Angespartes auf legale Weise vor der Anrechnung auf die Grundsicherung retten möchten.
Alte Policen beibehalten
Doch statistisch gesehen besitzt jeder Bundesbürger mindestens eine Kapitallebensversicherung. Da stellt sich die Frage, ob es noch Sinn macht, die Police zu behalten. "Verträge, die schon lange laufen, haben meist noch eine gute Verzinsung. Die sollte man besser beibehalten", rät Bianca Boss vom Bund der Versicherten (BdV).
Es gebe aber so viele Faktoren, weshalb es ratsam sei, jede Police genauer unter die Lupe zu nehmen und gegebenenfalls beitragsfrei zu stellen oder sogar zu kündigen. Denn generell rät auch der Bund der Versicherten von nahezu allen Versicherungsprodukten zur Altersvorsorge ab. Umso wichtiger ist es, sich genau mit der Besparung für die Rente zu beschäftigen.
Mit der Bestandsaufnahme beginnen
Los geht es bei der Planung der Altersvorsorge aber immer mit einer Bestandsaufnahme. Also: Wie viel Rente kann ich bei meinem derzeitigen Finanzplan überhaupt erwarten, wie viel Geld benötige ich im Alter, und wie viel hätte ich für eine zusätzliche Altersvorsorge übrig?
Der gesetzliche Rententräger informiert jährlich über den aktuellen Stand der Basisrente. Gibt es vielleicht weitere Verträge, beispielsweise Bausparverträge, Betriebsrenten oder Versicherungsprodukte, die der Arbeitgeber für Sie abgeschlossen hat? Besitzen Sie bereits Immobilien, oder können Sie später ein sicheres Erbe erwarten?
Wie viel Geld im Alter benötigt wird, muss jeder für sich selbst von seinen heutigen Lebenshaltungsausgaben ableiten. "Faustformeln führen hier oft in die Irre, weil jeder anders mit seinen Finanzen umgeht und jeder einen anderen Lebensstandard hat", sagt Merten Larisch.
Unabhängige Beratung nutzen
Erstellen Sie eine möglichst genaue Übersicht über Einnahmen und Ausgaben. Wichtig: Berücksichtigen Sie auch unregelmäßige Ausgaben, planen Sie zum Beispiel Rücklagen für die eventuell erforderliche Anschaffung eines neuen Fahrzeugs ein. Manche Ausgaben fallen im Rentenalter weg, andere kommen womöglich hinzu.
Am besten nehmen Sie Ihre Unterlagen und die Aufstellung Ihrer Finanzen mit zu einem unabhängigen Honorarberater. Solche Experten erheben für ihre Dienstleistung eine Gebühr, die aber meist gut angelegt ist. Denn im Gegensatz zu Finanzmaklern erhalten die Honorarberater keine Provision für die Vermittlung der Produkte. Sie sind daher wirklich unabhängig. Aber auch Verbraucherverbände und -zentralen helfen gegen Gebühr bei der individuellen Planung der Altersvorsorge.